Samstag, 19. Mai 2012

Pastorale Arbeit im Hochland

Entlegene Landpfarreien in unseren Höhen sind  nicht mit den deutschen vergleichbar. In Esmoraca gibt es keine hauptamtlichen Mitarbeiter, keine Pfarrsekretärin,  keinen Pfarrgemeinderat etc.  Eigentlich sind wir auch mehr Missionsstation als eine strukturierte Pfarrei.  Trotzdem versuchen wir,  fundamentale Dienste anzubieten, wozu eben auch die Firmung gehört. 

Manchmal ist auch Hilfe zum befreien des Land Cruiser notwendig
Manchmal ist auch Hilfe zum befreien des Land Cruiser notwendig

In diesem Jahr kamen wir nur in Esmoraca auf eine vierzehnköpfige Firmgruppe, die sich aus Schülern des hiesigen Colegio rekrutiert.  Andere zu Esmoraca und meiner zweiten Pfarrei Talina gehörende Dörfer brachten kein Grüppchen zusammen.  Die Firmlinge werden von der "profesora" Norma unterrichtet, die auch Religionslehrerin in der Abi-Klasse ist.  Eltern an der Katechese zu beteiligen ist mir noch nicht gelungen. Zum einen ist Esmoraca ein kleines Dorf ist und die Leut', größtenteils Mineros,  leben  die Woche über im "campamento"  der 10 km entfernten Mine "Pueblo Viejo", bzw. arbeiten dort. Während der Firmvorbereitung  werden die Jugendlichen angehalten, den Sonntagsgottesdienst zu besuchen,  ohne allerdings zuviel Druck auszuüben. Wenn ich mit der Liste an der Kirchentür stünde und kontrollierte, würde unser eh kleines Grüppchen noch mehr schrumpfen. Firmlinge begleiten mich sonntags gelegentlich zu Messfeiern in zu Esmoraca oder Talina gehörenden Dörfern.  

durch den Canyon von Bonete Palca
durch den Canyon von Bonete Palca 
Zwei kräftige Jungs hatten auch kürzlich die Ehre, mich als Rucksackträger auf einem dreitägigen "pastoralen" Fußmarsch zu entlegenen Bergdörfern in Sud Lipez zu begleiten, wohin noch kein Auto kommt. Dort feierte ich   Gottesdienste, taufte etc. Hemmend für unsere Jugendpastoral wirkt sich aus, dass der Religionslehrer in den ersten drei Klassen des Colegio ein fanatischer Anhänger der Maranatha-Sekte ist und seinen Unterricht dazu missbraucht, Jugendliche für diese Sekte zu gewinnen. Da haben Beschwerden meinerseits noch nicht viel geändert. Das Fach Religion ist an den Landschulen Boliviens überkonfessionell, hat wenig mit Kirche zu tun und kann so von jedem Lehrer unterrichtet werden.

Ja, und bevor ich dann meinen Heimaturlaub Mitte September antreten werde, soll Ende August noch die Firmung stattfinden.  Bischof und Generalvikar haben mich schon wissen lassen,  dass sie diesmal leider nicht kommen können - von Potosí nach Esmoraca sind es mit dem Auto  zwei Tage hin und zwei zurück, so da? bald eine Woche draufgeht - und vorgeschlagen, ich als Pfarrer soll eben firmen.  In der Diözese Potosí gibt es ja auch kein Domkapitel, genauso wenig Dekane. Für den Firmsonntag werde ich also versuchen, zumindest noch ein bis zwei Kollegen nach Esmoraca zu bekommen, damit das Ganze etwas feierlicher wird.

Die Jugendlichen  nach der Firmung bei der Stange zu halten, klappt nur,  bis sie das Colegio beendet haben, danach ziehen die meisten in die Städte oder suchen im benachbarten Argentinien Arbeit. Auch wenn wir nur kleine Brötchen backen können,  ist Kirche in Esmoraca und Talina präsent und wir versuchen im Rahmen des Möglichen unser Bestes.